Geschichte




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Baugeschichte 1500-2005

Die Dehlitzer Kirche geht auf eine spätgotische Kapelle "St. Marien" aus der Zeit um 1500 zurück. In der Südostwand des Chores befindet sich noch eine Piscina mit Ausgussloch. Der damalige Besitzer des Ritterguts, Johann (Hans) v. Wolffersdorff, ließ die Kapelle 1596 durch den Baumeister Hans Fleyer zu der noch heute in der Grundstruktur erhaltenen Kirche ausbauen. Kapelle und Gruft an der südöstlichen Seite stammen aus dieser Zeit. Die Kirche erhielt eine weitere Ergänzung durch den Anbau der Herrschaftsempore auf der Nordseite in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts. Durch die Anbauten an der Süd - und Nordseite der Kirche wird der Eindruck eines zweischiffigen Baus vermittelt.

Das Kirchenschiff und der Turm wurden 1973 abgebrochen. Erhalten geblieben ist der Chor mit der kunsthistorisch sehr wertvollen und für die Gegend einmaligen Innenausstattung: eine reichgeschmückte Sandsteinkanzel vom Beginn des 17. Jahrhunderts, eine aufwendige Sandsteinfassade der Patronatsloge aus der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts, das mehretagige Grabdenkmal für J. v. Wolffersdorff (1613) und ein großer barocker Säulenaltar.

Die Besitzer des Ritterguts hatten das Patronat über die Kirche. Das umfasste nicht nur das Mitspracherecht bei der Benennung des Pfarrers sondern auch die Pflicht sich um den Unterhalt und die Ausstattung der Kirche zu kümmern. Die Dehlitzer Kirche ist ein typisches Beispiel dafür.

Die Quellenlage erlaubt keine durchgängige Beschreibung der verschiedenen Baumaßnahmen, die im Verlauf der Jahrhunderte an der Kirche durchgeführt wurden. Im Dreißigjährigen Krieg wurde Dehlitz mehrmals durch durchziehende Truppen gebrandschatzt, und die Kirche wurde sicherlich auch in Mitleidenschaft gezogen. Genauere Informationen zum Zustand der Kirche sind nicht bekannt. Ab Beginn des 18. Jahrhunderts stehen wieder umfangreiche Unterlagen zur Verfügung. Die Grafen v. der Schulenburg übernehmen Dehlitz 1720 und renovieren die Kirche vollständig. Die barocke Ausstattung geht auf sie zurück. In einer "Ausführlichen Specification der Kirchenreparatur" vom 4. September 1737 werden die notwendigen Arbeiten einschließlich der Reparatur der Orgel, des Altars und des Kirchengestühls durch den Weißenfelser Orgelbauer Georg Theodor Kloße aufgeführt. Die nächste umfangreiche Sanierung der Kirche erfolgt 100 Jahre später bei einem erneuten Besitzerwechsel des Ritterguts. Bereits 1803 findet sich eine umfangreiche Korrespondenz betreffend der Schadhaftigkeit des Kirchendachs.

Der Stadtrat August Friedrich Pieschel aus Naumburg erwarb 1845 das Rittergut Dehlitz und wird damit Patron der Kirche. Er läßt umfangreiche Renovierungsarbeiten an der Kirche durchführen. Das Kirchendach, der Turm und die Dächer der Patronatsloge und der Gruft werden alle neu in Schiefer gedeckt; das Dach über der Gruft wird von Ziegeln auf Schiefer umgedeckt. Außerdem wird das Dachtragewerk teilweise ersetzt. Die Gesamtkosten belaufen sich auf 580 Taler. Zu einem späteren Zeitpunkt (1857) werden das Kirchengestühl, Türen und Treppen in einem Wert von 109 Talern renoviert. Ein erhaltener Grundriß der Kirche gibt dazu die Einzelheiten. Die umfangreiche Sanierung der Kirche erhält das Gebäude für die nächsten 100 Jahre. Das Kirchendach wird 1938 neu gedeckt. Die Kriegsschäden am Kirchendach und Turm werden zwischen 1952 und 1954 soweit als möglich behoben; der Dachstuhl wird ausgebessert und das Kirchendach wird mit Ziegeln eingedeckt. Der Turm behält seine ursprüngliche Schieferbedeckung. Zu diesem Zeitpunkt wird auch die oberirdische Grablege abgetragen und die Särge unter das neue Fußbodenniveau versenkt.

Auf Grund der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bedingungen und der abnehmenden Zahl kirchlich gebundener Menschen wird die Kirche in den nächsten 20 Jahren nur notdürftig unterhalten und der Verfall setzt erneut ein. Die kirchlichen Stellen sehen keine Möglichkeit die notwendigen Reparaturen durchzuführen und den Unterhalt zu gewährleisten und empfehlen den Abbruch. In langwierigen Verhandlungen zwischen den kirchlichen Behörden und dem Institut für Denkmalpflege einigt man sich darauf den Chorraum mit der kunsthistorisch wertvollen Innenausstattung zu erhalten und lediglich den Turm und das Kirchenschiff abzubrechen (1973).

Die vorgesehene Renovierung der Restkirche und die Restaurierung des Altars ziehen sich mit jahrelangen Unterbrechungen bis 1989 hin, ohne zum Abschluß zu kommen. Die Patronatsloge wurde Mitte der 90iger Jahre renoviert und für gottesdienstliche Zwecke eingerichtet. Sie dient der Kirchgemeinde Dehlitz-Lösau als Winterkirche.

Im Frühjahr konnten Dank großzügiger Unterstützung verschiedener kirchlicher, privater und staatlicher Institutionen die wesentlichen Bauwerkschäden behoben werden. Durch die Unterfangung des Fundaments auf der Südseite, die Anbringung von Zugankern im Bereich des Westgiebels und des Gewölbebogens an der Kanzel wurde das Kirchengebäude stabilisiert. Das Dachtragewerk wurde teilweise erneuert und in Verbindung damit das Dach auf der Nordseite, über der Patronatsloge und der Apsis neu eingedeckt.

9/2005